Kampf dem Hall
Samstag. Regen. IKEA. Muss ich mehr sagen? MenschenMASSEN wäre noch untertrieben. Aber: Ich bin auf einer Mission. Wider den Hall. Mein Schreibtisch steht in einem Erker (einer Gaube, um ganz genau zu sein) und wenn es auch im Rest der Wohnung nicht hallt, hier schon. Schade, denn es ist natürlich super bequem, mit Mikrophonarm direkt am Schreibtisch Podcastepisoden einzusprechen.
Bisher bin ich dafür immer ins Schlafzimmer gegangen und hab in den Kleiderschrank gesprochen. Geht 1a und ist eine kostengünstige Möglichkeit, eine gute Klangumgebung für Aufnahmen zu bekommen, da der viele Stoff die Schallwellen schluckt.
Aber der Hall an meinem Schreibtisch ging mir ohnehin auf den Keks, also habe ich mich die letzten Monate etwas umgesehen, was es so alles gibt.
Noppen- oder Pyramidenschaumstoff – klanglich super, optisch mittel und in Weiß vergleichsweise teuer. Außerdem: Staub und Katzen.
Mikro-Schirm – Ich war ja schon beim Kauf des Mikrophonständers kurz davor, so einen Mic-Screen gleich mit zu kaufen, aber damals hat mich der Preis abgeschreckt. Die gibt’s in sehr chic. Aber wenn man Text von einem Blatt ablesen soll, ist das Ding dann ständig im Weg, wie ich schon bei einer Aufnahme für ein eLearning-Video bei einem Kunden gemerkt habe.
Akustikelemente – dekorativ und teuer. Und fraglich, was die tatsächlich bringen. Hat da jemand noch einen Erfahrungswert? Sowas hängt ja normalerweise in Besprechungsräumen oder im Chef-Büro. Gibt’s ja auch in sehr chick mit diversen Motiven drauf. Aber wie gesagt: teuer. Kürzlich hab ich in einem Warteraum Schaumstoff-Zylinder von der Decke hängen sehen, ich vermute, die waren zum selben Zweck dort, um Hall rauszunehmen und die Stimmen von redenden Leuten zu dämpfen.
Mobile Akustikelemente – Quasi Filz in Wellen gelegt auf Pappe in einem Rahmen mit ausklappbarem Ständer. Wenn man mal in der Küche aufnehmen und nicht in den Kühlschrank sprechen will. 😉 Nein, im Ernst. Machen grundsätzlich einen sehr brauchbaren Eindruck, sind aber eben in der Menge für zwei Wände auch eher teuer, auch wenn sie im Doppelpack für den mobilen Einsatz kommen.
Löchriges Holz, aka Diffusor – Musikraum-Feeling daheim. Sowas wird doch nur in Kongresszentren und in Musikräumen auf der ganzen Welt verbaut, oder? Diese Holzplatten mit den mehr oder weniger regelmäßigen Bohrungen drinnen … Ihr wisst sicher alle, was ich meine. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, hier nach den Preisen für’s echte Musikraum-Feeling zu schauen.
Molton – DER Bühnestoffklassiker schlechthin. Ist auch in B1 (also brandschutztechnisch besser) zu haben sowie in diversen Dicken und Farben. Das war meine zweite Wahl, zu der es jetzt nicht kam.
Meine Lösung: 2 weiße IKEA INDIRA Tagesdecken zu insgesamt € 20,- weil gerade im Angebot.
Günstiger Hack und funktioniert soweit mal super. Der Hall ist quasi komplett aus dem Erker raus und ggf. kann ich noch die Vorhänge vor die Fenster ziehen, um die Resonanzfläche vom Glas auch noch zu mindern. Ich hab die Decken jetzt nur quick&dirty getackert, weil ich es erst einmal probieren wollte. Das kann man sicher auch hübsch mit Vorhangstange machen. Ist auf jeden Fall wasch- und enthaarbar, was auf Dauer ein echtes Plus gegenüber z.B. Noppenschaumstoff ist.