Warum ich bei BoD (erneut) gekündigt habe
In diesem Blogpost geht es ausschließlich um Printbücher, da ich ja „wide publishing“ betreibe, also in die Breite publiziere. Meine Bücher sind nirgendwo exklusiv, sondern sollen auf allen Plattformen zu finden und erwerbbar sein.
Gestern Nacht war es jedenfalls soweit: Ich habe die letzten zwei Printbücher, die ich noch bei BoD unter Vertrag hatte, gekündigt – eins davon mit sofortiger Wirkung. Alle anderen Bücher laufen zum jeweiligen einjährigen (bzw. sich immer um ein Jahr verlängernden) Vertragsende aus.
Meine Liste an Gründen ist mittlerweile recht lang.
Grund 1: Die starren Strukturen und Systeme
Schon vor Jahren hatte ich mit einer lieben Autorenkollegin dort eine Anthologie gemacht. Sie war die Herausgeberin, ich hatte mich um die Technik gekümmert, das Buch hochgeladen und ihr dann die wenigen Tantiemen aus Buchverkäufen weitergereicht. Nach einer Weile wollten wir den Vertrag auf sie ändern lassen, damit das einfach direkt läuft. Das war leider nicht möglich. Das System könne sowas nicht. Wir könnten natürlich das Buch zum Vertragsende kündigen und sie könne das ja dann neu anlegen. Natürlich mit neuer Einrichtungsgebühr. Wir haben damals das Buch gekündigt, allerdings nicht neu angelegt.
Als ich 2019 dann meine eigenen Bücher im Selfpublishing neu rausgegeben habe, war ich zuerst bei epubli. Allerdings lief ich da in das Problem, dass die Bücher dort nicht von allen Buchhandlungen in Deutschland bestellt werden konnten – ich erwähne das hier, weil es später nochmal relevant wird. Der Grund ist, dass epubli bis heute die bei ihnen veröffentlichten Bücher nur bei Umbreit und KNV listet, aber nicht bei Libri. (Über das deutschsprachige Buchhandels-Konstrukt und die Großhändler/“Barsortimente“ mach ich mal einen eigenen Blogpost und eien Podcastfolge.)
Jedenfalls kehrte ich zähneknirschend zum Platzhirsch BoD zurück. BoD listet die Titel bei allen drei Barsortimenten und so erreicht man damit tatsächlich jeden kleinen Buchladen, der einen Vertrag mit mindestens einem davon hat. Und zugegeben war es recht bequem, dann einfach alle Printbücher beo BoD zu machen. Die eigene Bequemlichkeitsfalle schlug zu.
Grund 2: Die Verträge
Entsprechend jäh war dann der Ausstieg, weil ich Anfang 2021 mittlerweile 11 Bücher bei BoD unter Vertrag hatte. Leider jeweils ein Autorenvertrag, bei dem alle Nebenrechte bei BoD liegen. Die kann man sich zwar wiederholen, aber es ist mit Aufwand verbunden. Vor allem ist die Frage, WARUM. Wozu nimmt sich BoD erstmal alle Rechte an den jeweiligen Büchern, wenn ich bei ihnen ausschließlich das Print-Buch machen lasse? Immerhin könnten sie losgehen und Hörbücher aus allen meinen Titeln machen und ich könnte nichts dagegen tun, weil die Rechte dafür bei ihnen liegen.
Grund 3: Null Kommunikation
Bei allem Verständnis für die pandemiebedingte Veränderung der Bürobesetzung, Homeoffice und allem, war es wenig hilfreich, vom Support bei einem konkreten Problem genau gar keine Antwort zu erhalten. Es kam ein Auto-Reply mit „es ist viel los, wird dauern“, aber dass dann gar nichts kam, war … deutlich zu wenig.
Grund 4: Lieferschwierigkeiten
Mehrere Buchhändler:innen haben mich über das letzte Jahr kontaktiert, dass sie meine Bücher nicht nachkriegen und sich die Bestellungen bei ihnen stapeln. Von einigen Leser:innen, die privat bei BoD bestellt haben, bekam ich die Nachricht, dass das Lieferdatum auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Auch hier: Bei allem Verständnis dafür, dass dank Pandemie auch Druckereien nur mit einem Teil der Belegschaft gefahren werden können, ist das deutlich zu wenig und kommunikativ gegenüber den Leser:innen ein Albtraub.
Grund 5: BoD als „Fulfillmentpartner“ für IngramSpark für den deutschsprachigen Raum
Wie ich neulich schon schrieb, hatte ich ein ziemliches Problem, meine englischsprachigen Bücher auf den deutschen Markt zu kriegen. Von IngramSpark bekam ich auf meine Anfrage, wo denn das Problem läge, die Information, dass BoD als Fulfillmentpartner von IngramSpark für den deutschsprachigen Markt fungiert. Diese Aussage wurde unlängst auch seitens BoD bestätigt und ergänz um die Aussage, dass umgekehrt auch IngramSpark für BoD im Rest der Welt Filfillmentpartner ist. Irgendwo zwischen hier und da muss wohl was schiefgelaufen sein. Denn es war für mehrere Buchhandlungen in Deutschland nicht möglich, meine englischen Bücher zu bestellen und so hatte ich Bestellungen mehrerer kleiner Buchläden bei mir im Posteingang.
An dieser Stelle muss ich das Engagement einer einzelnen BoD-Mitarbeiterin loben, die versucht hat, der Sache bei ihnen im Haus auf den Grund zu gehen.
Allerdings war die Antwort, die sie mir geben konnte, auch nur so mittel hilfreich, denn offenbar listet BoD die Titel von IngramSpark im Gegensatz zu den eigenen nur bei Libri und nicht bei Umbreit und KNV.
Apropos Libri-Katalog: Libri hat im Frühjahr 2020 einen ganzen Teil Bücher, die ihnen zu weniger Verkäufe gebracht haben, aus ihrem Katalog entfernt. Das betrifft den Großteil aller Kleinverlage, Selfpublisher:innen und Backlist-Titel von Großverlagen.
Ich habe eine Information vorliegen, die allerdings schon von November 2019 ist, dass im Libri-Katalog damals überhaupt nur zwei IngramSpark-Bücher gefunden werden konnten. Ich bin ob des Cluster-Fucks und der Auslistung bei Libri gerade unsicher, ob sich das seither tatsächlich geändert haben soll, aber das werde ich mal eine:n Buchhändler:in mit Zugriff auf den Libri-Katalog fragen.
Grund 6: Lieferschwierigkeiten in Kombination mit starren Systemen und Unwilligkeit, flexibel zu reagieren
Momentan haben zwei Vereine mein Datenschutz Sachbuch „Dann haben die halt meine Daten. Na und?!“ als Mitgliederaktion. Einer davon will nun 150 Stück auf einmal bestellen. Ich freu mich sehr! <3 Allerdings meldete sich der Verein dann gestern bei mir, dass BoD nicht in der Lage sei, ihnen 150 Bücher an eine Lieferadresse zu schicken, die von der Rechnungsadresse abweicht. Sie bräuchten die Bücher aber nicht im Büro, sondern in der gemeinnützigen Werkstätte, die sich drum kümmert, dass die Bücher zu den Mitgliedern kommen. Und 150 Bücher vom Büro in die Werkstätte bugsieren ... Ich verstehe, dass sie da lieber fragen, ob das noch anders geht. BoD hat ihnen gesagt, sie sollen einfach über den Shop bestellen, da wäre das mit der getrennten Liefer- und Rechnungsadresse möglich. Das schon, allerdings dann immer nur 5 Bücher auf einmal pro Bestellung. Ich hätte ihnen ja gerne die Bestellung als Autor:innen-Exemplare gemacht und an die andere Lieferadresse, die in Deutschland liegt, schicken lassen, allerdings hab ich das Problem, in Österreich steuerpflichtig zu sein und wenn die Bücher Deutschland nie verlassen, muss ich die deutsche Umsatzsteuer zahlen. In Deutschland. Also zusätzlich zu meiner Steuererklärung hier noch eine in Deutschland machen. Muss jetzt auch nicht sein. Alternativ zu mir schicken lassen und dann wieder zurückschicken an die Lieferadresse, womit auch nichts gewonnen wäre. Ich könnte mich jetzt eine Weile über verkorkste IT-Systeme auslassen, die ich vermute nach dem, was ich als Autorin vom Backend gesehen habe und aus den Reaktionen der Mitarbeiter:innen auf die verschiedenen "Sonderfragen" dort ableite. Wobei eine Vertragsänderung auf einen anderen Namen und eine getrennte Rechnungs- und Lieferadresse an sich keine schwerwiegenden Sonderfälle sind, sondern Dinge, die einfach passieren.
Umzug
Es gibt sogar noch einen Grund mehr, als die bisher aufgeführten, allerdings habe ich das nur von involvierten Menschen gehört, aber noch nichts Schriftliches darüber im Netz gefunden. Sobald sich das ändert, werde ich das noch hier ergänzen. Jedenfalls sind 6 Gründe genug, dass ich gestern das nächste Buch zu Tredition gegeben habe. Ganz vorne dabei war jedenfalls auch, dass ich bei Tredition angerufen habe und die natürlich auch 150 Bücher an eine von der Rechnungsadresse abwekchende Lieferadresse schicken können. Bingo, you got the job!
Leider sind dort die Einrichtungskosten deutlich höher als bei BoD (€ 150,- vs € 20,-) und auch die Neuauflagen kosten gut Geld (nochmal € 100,- statt € 20,-), aber wenn ich dafür dann keinen Stress habe, alle in überschaubarer Zeit bedient werden und sonst alles gut läuft, soll das halt so sein. Die Margen sind jetzt auch deutlich kleiner für die Sachbücher und für meine Romane brauche ich noch eine andere Lösung, da ich die Preise für die Leser:innen gern beibehalten würde, ich damit aber momentan sogar draufzahlen müsste. Das ist sehr schade. Muss ich halt mehr Sachbücher verkaufen und für die Romane hoffen, dass sich die Preisstruktur bei Tredition noch ändert oder ich einen anderen Dienstleister finde, der ähnlich günstig ist wie BoD, aber deutlich besser organisiert ist.
Wie ich in einem der letzten WildMics Specials hören mußte, ist es auch sinnvoll, dem Kopp-Verlag den Vertrieb zu untersagen…
Ein Stoßgebet an den Google-Gott, dass er mich auf deine Seite hat verirren lassen. Mein Erstlingswerk ist gerade auch im Lektorat und ich grüble seit Tagen darüber wie ich die deutsche Erstfassung ins den handel bringe. E-Book per Amazon ist für mich ein No-Brainer, aber da es ein Sachbuch mit 60 farbigen Illustrationen ist, fällt Amazon als Printpartner raus. Danke für deine Ausführungen, denn die Probleme bei BoD hören sich wirklich sehr ärgerlich an. Vermutlich werde ich dann auch Tredition bemühen, wobei ich schon über NovaMD + Selbstauflage nachdenke. Fakt ist, das Buch soll im Anschluss ins englische übersetzt werden und dann bin ich genau dort, wo Du wohl auch kämpfst… Irgendwelche goldenen Tipps, die ich unbedingt beachten sollte 🙂
Meine Erfahrungen mit NovaMD waren leider auch nur so mittel, aber es gibt Menschen, die mit deren Print-Vertriebsservice ganz glücklich sind. Menschen, mit denen ich gesprochen habe, waren aber in anderen Sparten wie zB eBook auch nicht sehr glücklich.
-> https://www.viennawriter.net/blog/selfpublishing-uebersetzungen-04-printbuecher-und-ein-ziemliches-problem/
Hallo,
Schöner Beitrag.
Ich habe eine Menge Warnungen über Verlage gelesen und bin ziemlich verunsichert.
Ich habe über Jahre ein Buch über Philosophie zusammengestoppelt und gehe davon aus, dass dieses Mach… äh, machtvolle Werk eh kaum jemanden interessiert. Geld verdienen will ich damit auch nicht. Kosten mag ich auch nicht. Tredition kommt deshalb nicht infrage. Amazon ist mir nicht geheuer. Ich hatte gedacht, dass ich es bei GooglePlay Bücher mitveröffentlichen kann. Wie geht das denn? Das scheint schwierig. Wer grelle drauf ist, kann es sich ja dort bestellen. Ich selbst lese meistens nur noch die kostenlosen Leseproben. Ist wohl Trend der Zeit. Buchkaufzeiten sind vorbei. Die Tonne Bücher aus alten Zeiten auf dem Boden sollen auch bald antiquarisch entsorgt werden. Totenputz nennt man das in Schweden. Stellt sich die Frage welcher Verlag? Die kommen mit Verträgen und ich bin kein Jurist. Da hab ich Bauchweh. Gibt es Empfehlungen?