Von Sprechstunden und Verwaltungsakten
Die letzte Woche verbrachte ich eigentlich primär mit Sprechstundenhopping. Alles fing letzte Woche Montag damit an, dass ich eigentlich nur wissen wollte, welches Formular ich benötige, wenn ich nun demnächst meine Dissertation einreichen will. Dabei erfuhr ich im Prüfungsreferat, dass mittlerweile alles anders ist. Denn auch wenn ich damals einen Betreuer und einen Zweitbetreuer angegeben habe, ist das jetzt nicht mehr bindend. Es gibt nur mehr einen Betreuer. Und wer die Arbeit hinterher liest, ist überhaupt nicht klar. Da kann man auf dem neuen Formular nur noch drei Vorschläge machen und der Studienprogrammleiter entscheidet dann, ob er jemanden von den drei Vorschlägen nimmt oder auch nicht. Mann kann also A, B und C vorschlagen und er gibt die Arbeit dann schließlich F und M. ^^ Ein etwas irritierendes Konzept, wenn man nun semesterlang einen Gedankengang mit einem Professor zusammen erarbeitet hat, aber andererseits spricht es immerhin für wissenschaftliche Objektivität, die ich generell nur befürworten kann. Wie auch immer. Ich fand mich also bei den Sprechstunden vom Studienprogrammleiter, einer Professorin und schließlich meines Betreuers ein – ersterer um mich zu vergewissern, dass diese Neuerung auch für den alten Studienplan gilt (tut sie), zweitere um sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ich sie als Vorschlag auf meinem Formular anbringen möchte (fand sie gut) und dritterer, weil ich ein fachliches Problem hatte, das wir tatsächlich gelöst haben. Hurra!
Mein Problem war nämlich, mich mit mir selber auf einen Gottesbegriff zu einigen, was mich dann vom Schreiben abgehalten hat, da ich eigentlich die Arbeit symmetrisch geplant hatte. Auf der einen Seite die ästhetische Erfahrung mit ihrer Sonderform Schönheitserfahrung und auf der anderen Seite die religiöse Erfahrung mit ihrer Sonderform… Ja, was? Gotteserfahrung… Schon, ja. Gott… (Welcher davon?) Und dann gibt es da noch Transzendenz, das Heilige, das Numinose, Spiritualität, … Ich war völlig verwirrt. Als ich das Problem beim Privatissimum bei den Theologen vorbrachte, bekam ich die Antwort (vom Assistenten meines (damals noch?) Zweitbetreuers), dass es eh wurscht sei und ich genausogut meiner Arbeit einen Begriff von Klingonen unterlegen könnte, was zwar sachlich richtig aber weder hilfreich noch sonderlich höflich war. Dementgegen verstand mein Betreuer das Problem schließlich im Kern: „Vergessen Sie halt die Symmetrie und bearbeiten Sie die Sache, wie es sich thematisch beim Schreiben erschließt. Man muss nicht zwingend versuchen, bestimmte Inhalte reinzubringen, wenn die Sache sich dem sperrt. Wenn man an einer Stelle nicht weiterkommt, besonders bei so fundamentalen Fragen, hat das schon seine Gründe und dem sollte man dann auch nachgeben.“ So in etwa hat er es gesagt. Gefolgt von: „Schreiben Sie jetzt zuerst das letzte Kapitel und dann sehen wir ja, welche Argumentationsstränge dann noch fehlen, die können Sie dann im vorletzten Kapitel noch erarbeiten. Das letzte ist sowieso das schwerste, das ist jetzt einmal eine Sache Ihrer psychischen Robustheit, sich da durchzubeißen. Aber Sie schaffen das schon.“ Vor allem den letzten Satz fand ich dann ungemein aufbauend. Die Diss kann weitergehen! *freu* Danach hab ich dann auch wieder Zeit zu hoffen, dass mein Betreuer auch wirklich meine Arbeit zu lesen bekommt…