Mord im Garten – Teil I
Mörder schrecken bekanntlich vor nichts zurück – auch nicht vor außergewöhnlichen Tatorten, sollte man meinen. So fand schon der ein oder andere Unglückliche sein Ende in einem Waschsalon, einer Fabrikhalle, am See, im Auto, im Auto im See oder auf dem Dach eines Wolkenkratzers. Wo immer sich der Täter einigermaßen unbeobachtet vorkommt, steigt seine Bereitschaft, sein Opfer dem sicheren Tode zuzuführen. Dunkle Ecken, Seitenstraßen, Katakomben, Wälder, die Möglichkeiten der Tatortwahl sind schier unendlich. Daher einige kurze Erwägungen zum Garten als potentiellen Tatort.
Vor- und Nachteile des Gartens als Tatort
Einer der größten Vorteile des Gartens als „Ort des Geschehens“ sind die nahezu unendlichen Möglichkeiten, Unfälle vorzutäuschen. Teiche, Pools und Stromkreise müssen nicht erfinderisch machen, um das Ableben der Zielperson zu garantieren. Gartengeräte wie Hacken, Spaten oder Heugabeln können mit einem Hieb tödlich sein, ganz abgesehen von den mannigfaltigen Giften, die im Schuppen auf Ratten, Läuse, Moose und sonstige ungewollte Gartenbewohner lauern.
Außerdem sind Gärten oft so angelegt, dass zumindest ein Teil des Gartens von außen nicht einsehbar ist und damit optisch ausreichend Schutz bietet. Und sollte die Tat blutig verlaufen, so ist eine eingehende Reinigung nicht notwendig; nach dem Entfernen der groben Spuren wäscht der Regen die Überreste einfach fort.
Tiefergehende Möglichkeiten bietet der Garten allerdings für die Aufbewahrung des Opfers nach der Tat. Sträucher und Bodendecker bieten ausreichend Sichtschutz um eine Leiche mindestens vorerst zu verbergen. Als „bearbeitetes Land“ ist in einem Garten ein neues Blumenbeet oder einfach umgegrabene Erde sehr unauffällig – wobei es sich dann schon um ein Zierbeet oder ähnliches handeln muss, da Nutzbeete zu häufig bearbeitet werden. Doch auf diese Weise findet sich ein guter permanenter Ruheplatz zum Beispiel unter einem jungen Baum oder auch im Fundament eines neuen Pools, Gartenhäuschens oder im bereits erwähnten Teich. Vielversprechende Optionen bieten auch Kompost- oder in bäuerlichen Gebieten Misthaufen, welche das schnelle Zersetzen einer Leichen sichern.
Neben all diesen Qualitäten hat der Garten als Tatort auch seine negativen Seiten. So sind zwar vielleicht einige Stellen nicht einsichtig, andere aber eben doch und Augenzeugen können nicht ausgeschlossen werden. Auch Ohrenzeugen kann es durch den mangelnden Lärmschutz geben und so manche Leiche wurde verfrüht vom wühlenden Nachbarshund oder sonstigem Getier entdeckt, noch ehe der Mörder die Gelegenheit hatte, sie ihrem permanenten Ruheort zukommen zu lassen. Neugierige Nachbarn, Hausbewohner oder Nachbarschaftswachen können die Tat sehr erschweren. Ebenso die stetige Bedrohung durch Satellitenüberwachung, auch wenn die aufgezeichneten Bilder wohl nicht verwendet werden dürfen und auch nur die militärischen Satelliten präzise genug für solche Aufnahmen wären. Auf größeren Anwesen, eventuell noch mit teilweiser Bewaldung, bestehen diese Probleme weniger, dafür handelt es sich hier nicht mehr um einen Garten im herkömmlichen Sinne, sondern eher um „roh behauene Natur“.
Für Serientäter, die die Leichen im Teich unterbringen, besteht außerdem die Gefahr, dass bei zu vielen Körpern das Wasser umkippt.
© Klaudia Zotzmann
Wirklich köstlich geschrieben! 🙂
Ich muss dabei auch unweigerlich an den Klassiker „Hasch mich, ich bin der Mörder“ mit Luis de Funes denken der ja wohl wirklich fast alle Nachteile des Tatort Garten persifliert hat 🙂