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Das Board

Auror:innen, die Blake Snyders „Save the Cat“ gelesen haben, ist Das Board sicher ein Begriff. Nachdem ich über die Jahre immer mehr plotte, bin ich jetzt auch dort angekommen. Lang hat’s vielleicht gedauert. Aber ich muss sagen, ich bin ganz angetan davon, die Geschichte vor dem eigentlichen Schreiben vor mir auszurollen und einen Überblick zu kriegen, wo Lücken sind etc.

Mein letzter Versuch sah übrigens so aus:
Das sind Klebezettel auf der Wohnzimmertür. Was mir gefallen hat ist, dass man die Klebezettel recht leicht bewegen und verschieben und alles flink rearrangieren kann. Was mir nicht so gut gefallen hat: Die Tür ist zwar in ihren Angeln beweglich, aber als Ganzes doch recht statisch. Ich muss mich davorstellen und aufstehen, um etwas zu ändern, zu ergänzen und so. Und ich habe direkt vom Schreibtisch aus keinen direkten Blick darauf. Aber der Anfang war für mich gemacht.
Nachdem ich etwa zwei Drittel der Szenen und Ideen auf der Tür arrangiert hatte, habe ich alles ins Scrivener übertragen, als Szenen angelegt und dann dort weitergearbeitet. Auf der Tür ist der Plan nie fertig geworden. Musste er aber auch nicht.

Als ich unlängst Blake Snyders „Save the Cat“ noch einmal gelesen habe, fand ich die Idee, den Plot auf einer Pinnwand zu entwickeln sehr ansprechend. Vor allem die Überlegung, die Karteikarten auch abnehmen und ins Café oder nach sonstwo mitnehmen zu können, fand ich sehr überzeugend. Und auch die Idee, mich mit der Pinnwand auf dem Schoß auf den Boden setzen zu können, war höchst ansprechend. Ich hatte nur keine Pinnwand mehr, also habe ich mir aus einer alten Yogamatte und einer Leinwandplatte eine selbst gebaut.


Dazu gibt es in Kürze auch eine Podcastfolge im Desperate Househackers Podcast (Link wird ergänzt, sobald verfügbar).

Die fertige Pinnwand ist 40x60cm groß. Ich verwende sie im Querformat. Sie hat mit drei Stück Schnur vier (nach Augenmaß) gleiche Reihen abgeteilt bekommen. Eine vierte Schnur kam ans vordere kurze Ende zur Markierung der drei bzw. vier Akte. Und dann ging’s ans Befüllen.

Plotten nach der Heldenreise und mit Story Beats

Ich plane gerne nach der Heldenreise. Allerdings bin ich nach über 20 Jahren mittlerweile doch etwas von Campbell/Vogler abgewichen.
Ich mag die „Story Beats“ von Blake Snyder tatsächlich sehr gern. Wer sich das Blake Snyder „Beat Sheet“ noch nicht angesehen hat, große Empfehlung!

Wichtig zum Verständnis: Während Campbell von der Entwicklung des Helden und Dietmann/Jurk von der Entwicklung der einzelnen Figuren sprechen, gehen Vogler in seiner Heldenreise für Hollywood-Autor:innen (in meinem Verständnis eher indirekt) und Snyder/Brody in den Story Beats sehr direkt von einzelnen Szenen bzw. Folgen von Szenen aus. Man kann also nicht alle Heldenreisemodelle einfach wie eine Schablone übereinander legen. Für mich ergänzen sie sich allerdings sehr gut.

Laut Snyder und Brody sind die 15 Plotpunkte, also Beats:

  1. Opening Image
  2. Theme Stated
  3. Set-Up
  4. Catalyst
  5. Debate
  6. Break into Two
  7. B Story
  8. Fun and Games
  9. Midpoint
  10. Bad Guys Close In
  11. All Is Lost
  12. Dark Night of the Soul
  13. Break into Three
  14. Finale
  15. Final Image

Blake Snyder schrieb zwar für Drehbuchautor:innen, aber das Prinzip ist ja dasselbe, nur dass wir uns bei Büchern nicht an die 110 Seiten Screenplay-Länge halten. Jessica Brody hat vor einer Weile „Save the Cat Writes a Novel“ geschrieben und Snyders Modell und Workflow für uns Buchautor:innen angepasst. Ebenfalls eine große Leseempfehlung.

Allerdings passen die Story Beats für mich auch nicht ganz 100%ig. Und dann lernte ich vor dem Sommer die Heldenreise nach Ulrike Dietmann und Jurenka Jurk kennen. Da gefiel mir dann die Einteilung im dritten Akt besonders gut und ergänzte genau die mir noch fehlenden Teile, wo ich immer gehadert hatte, was mir erst Campbell, dann Vogler und zuletzt Snyder und Brody eigentlich sagen wollten. Die letzten Teile klickten in mein Heldenreise-Puzzle.

Ich hab eine Synopse der drei Heldenreise-Modelle gebaut; wie gesagt, man kann sie nur ergänzend sehen, nicht einfach übereinander legen:

Vielleicht ist diese Synopse noch nicht final; ich bin noch am Nachdenken darüber, ob die Punkte passend gematched sind. Und ich freu mich auch sehr über einen Austausch darüber. 🙂

Von der Heldenreise zum Szenenplan

Für mein aktuelles Buchprojekt #projekt1930 habe ich vor dem Sommer die Heldenreisen von 5 Figuren nebeneinander auf einem A3 großen Blatt Packpapier gebaut und darauf geachtet, dass die Entwicklungen der Figuren grob im Einklang sind. Die übergeordnete Heldenreise der gesamten Geschichte läuft parallel zur Hauptfigur, die Nebenfiguren haben ihre Heldenreisen alle leicht versetzt dazu.

Auf dem Board entwickele ich jetzt aus den Heldenreisen den tatsächlichen Szenenplan. Beim Erstellen des Templates dafür entstand ein Mix-up aus Vogler, Snyder/Brody und Dietmann/Jurk. Ich weiß nicht, ob es für Euch so passt, aber für mich ergibt das mittlerweile total Sinn.
Laut Snyder/Brody sind die Angelpunkte der Geschichte der Midpoint, Break into (Act) Two, Break into (Act) Three und All is lost, sowie der Inciting Incident (Call to Adventure). Also die Punkte, mit denen man anfangen sollte.
Für die Heldenreisen der Nebenfiguren sind die wichtigen Plotpunkte laut Jurenka Jurk übrigens der Auslöser, das Ziel der Figur, Katastrophe und Höhepunkt.

Damit habe ich also ein Template erstellt, von dem aus ich jetzt wegarbeiten kann – für jede Story wieder neu.
Wenn Ihr auch mit einem „Board“ arbeitet, erzählt doch gerne mal davon, wie ihr das so macht. Und falls noch nicht, dürft Ihr Euch mein Setup gerne abgucken und davon ausgehend weiterentwickeln. Ich freu mich dann über Feedback! 🙂

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