Jahresplanung für Autoren
Wie nahezu immer, wenn es um Kreativtechniken oder sinnvolle Autorendinge geht, hat die liebe Nina Dreist mich darauf aufmerksam gemacht: Jahresplanung für Autoren. Und zwar mit dem Buch Jahresplanung für Schriftsteller von Richard Norden.
Natürlich kann man sich _vornehmen_, jeden Tag zwei Stunden zu schreiben, aber es ist nochmal etwas ganz anderes, die Schreibzeit auch fix einzuplanen.
Lektion 1: Der leere Kalender für das kommende Jahr trügt. (Schade!)
52 Wochen, 104 Wochenend-Tage und dann noch 25 Tage Urlaub (für diejenigen mit Dayjob – und der Herr Norden rechnet mit 30 Tagen, wo auch immer er die her hat!) und die Abende. Ja, das sieht erstmal nach viel freier Zeit aus.
Aber, das habe ich in meinen Projektmanager-Zeiten gelernt: es dauert alles länger als geplant und dann möchte man auch Pufferzeiten obendrein dazugeben. Das Leben schläft schließlich nicht.
Lektion 2: Prioritäten (D’oh!)
Jaja, wissen wir alles, sagt Ihr. Ja, ich eigentlich auch. Und trotzdem hab ich in der Vergangenheit, auch vor der „mighty Schreibblockade“ ausreichend Romanarbeit weg-prokrastiniert. Hier noch ein Blogpost, da noch eine Stunde Recherche und oh, eine Ausschreibung für eine Kurzgeschichten Antho mit einem coolen Thema!
Herr Norden arbeitet mit A-, B- und C-Zielen. A-Ziele sind die, die unbedingt erledigt gehören und diskussionsfrei erledigt werden. Ein Romanprojekt zum Beispiel. B-Ziele sind schon nicht mehr so dramatisch, wenn eins davon am Ende des Jahres nicht fertig geworden ist. Und C-Ziele sind nur noch für den Spaß an der Sache und die Herausforderung da. Kein großer Aufwand und mal eben nebenbei mitzunehmen.
Gut Ding will Weile haben, dazu zählt auch so ein A-Ziel-Roman. Unter der Annahme, pro Woche 5-11 Stunden Zeit zum Schreiben zu haben, rechnet Herr Norden ein bis drei A-Ziele mit insgesamt maximal 250 Stunden, also 50 Wochen à 5 Stunden. Und: 30% Sicherheitspuffer, denn A-Ziele sind Muss-Ziele.
Moment! Könnte ich mit Zahlen um, wäre ich Buchhalter geworden, kein Schriftsteller!
Ok, praxisnäher: 5 Stunden Schreibzeit pro Woche für A-Ziele sind mal fix zu verplanen. Kalender nehmen und z.B. an fünf Tagen pro Woche eine Stunde für „A-Ziel xy“ eintragen. Wiederkehrender Termin. Punkt. Den Zeitslot kann man dann ja ggf noch nach vorne oder hinten schieben, falls mal ein Termin beim Arzt oder beim Steuerberater dazwischenkommt. Aber er steht schonmal drinnen – ein rosa Mahnmahl, dass an diesem Tag (an _jedem_ Tag) hier Action nötig ist. In Euren Kalendern ist das vielleicht grau, lila oder grün, aber Hauptsache, es steht mal drinnen.
Und wo Ihr schon dabei seid, tragt Euch doch gleich mal die Buchmessen Frankfurt, Leipzig und Wien ein, die Jahrestreffen Eurer Autorengruppen und falls Ihr schon Lesetermine oder spannende Termine im Ausland habt. Londoner Buchmesse soll ja auch sehr cool sein, hab ich gehört.
Wie? Das war’s?
Ja, fast. Herr Norden rechnet da jetzt noch ein paar Beispiele vor und dann kommen wir schon zu den B-Zielen: Bloggen, Kurzgeschichtenwettbewerbe, … oder was auch immer Ihr für Eure B-Ziele definiert. 150 Stunden veranschlagt Norden für B-Ziele, das sind 3 Stunden pro Woche, also eine halbe Stunde pro Tag an 6 Wochentagen – oder wie auch immer das in Euren Kalender passt. Vielleicht hat ja jemand immer freitags frei und macht sich einen Spaßtag mit B-Ziel-Erreichung draus?
Ok, das sieht gar nicht so schlimm aus …
Stimmt. Und wem jetzt noch langweilig ist, der kann jetzt nochmal 150 Stunden für C-Ziele raushauen.
Und was, wenn meine Zeit nicht so gut planbar ist? -> Dann weiter zu Lektion 3.
Lektion 3: Alles eine Frage des Planungs-Tools (oder des Spieltriebs)
Herr Norden hat erfreulicherweise noch drei Helferlein in petto und ich muss sagen, dass mir diese unglaublich gut gefallen. Man kann sie auch als Motivationshilfe nehmen, zusätzlich zur geplanten Zeit im Kalender. Sie basiesen alle auf „Käsekästchen“. Nicht ganz. Eigentlich auf einem karierten Streifen Papier.
Jedes Quadrat von 4 Kästchen gleicht einer Stunde und jedes Einzelkästchen entsprechend 15 Minuten. Zum Abhaken. Das kann man sich entweder jede Woche in den Kalender zeichnen oder kleben oder auch eine ganze Zahresübersicht damit basteln und noch mit „Bronze“, „Silber“ und „Gold“ versehen. Alles über 5 Stunden ist schonmal Bronze, über 8 Stunden Silber, über 11 Stunden Gold.
Wer sich das alles nochmal ordentlich durchgerechnet und im Detail durchlesen möchte:
Richard Norden: Jahresplanung für Schriftsteller.
Und immer dran denken: es ist ja ncihts in Stein gemeißelt, man kann alles immer noch den Gegebenheiten im Leben anpassen und wenn man mal einen Tag weniger schafft, kann man ja am nächsten wieder etwas aufholen. Nur nicht schleifen lassen!
Nachtrag: Auf Schreiben als Beruf gibt es übrigens auch einen grandiosen Freelancer-Wochenplan. Wenn Ihr schon dabei seid, klickt doch mal rüber.