Mord im Garten – Teil II
Kleine Literaturgeschichte des Kriminalromans
Literarisch fallen Mordgeschichten in die Gattung des Kriminalromanes. Dessen Geschichte blickt weit zurück; schon die Geschichte von Kain und Abel könnte als „Krimi“ aufgefasst werden. Kriminalliterarische Züge finden sich bereits auch in der antiken Literatur, beispielsweise in König Ödipus von Sophokles.
In der Neuzeit begann der „Ahnherr der Kriminalnovelle“ August Gottlieb Meißner (1753-1807) noch ganz in der Tradition der „Gespenster- und Geisterromantik“ gefolgt von Friedrich Schiller (1759-1805) mit seiner Erzählung Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1786) die lange Reihe der Kriminalgeschichten. Für Schiller von Bedeutung waren auch die Werke des französischen Anwalts Francois Gayot de Pitaval (1673-1743), der zwischen 1734 und 1743 unter dem Titel „Causes célébres et intéressantes“ eine achtzehnbändige Sammlung veröffentlichte, in denen er interessante und aufsehenerregende Rechtsfälle allgemeinverständlich darstellte. Dabei waren dem Autoren nicht ausschließlich die Hintergründe der Tat wichtig, sondern vor allem auch die Psychologie der jeweiligen Täter. Ab 1842 gaben dann Eduard Hitzig (1780-1849) und Willibald Alexis (eigentlich Wilhelm Häring, 1798-1871) den „Neuen Pitaval“ heraus, in welchem bis 1890 in 60 Bänden etwa 600 Kriminalfälle veröffentlicht wurden. Wichtigstes Vorbild für die Herausgeber waren die Fälle, die Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775-1833) während seiner Zeit im bayerischen Ministerial- und Justizdienst gesammelt und zwischen 1808 und 1829 in mehreren Bänden veröffentlicht hatte (z.B. Aktenmäßige Darstellung merkwürdiger Verbrechen). Als erster Autor von Detektivromanen wird Edgar Allan Poe angesehen („Der Doppelmord in der Rue Morgue“, 1841), obwohl dieser auf Vorläufer wie beispielsweise E.T.A. Hoffmann zurückgreifen konnte.
Die Ursprünge des Kriminalromans fallen augenscheinlich in tatsächliche Gerichtsakten zurück, die nach und nach das Interesse der Öffentlichkeit erreichten und für diese dann neu bearbeitet, vereinfacht und umgeschrieben wurden. Der zweite Aspekt sind Mysteriengeschichten, welche den Leser auf einer anderen Ebene ansprechen. Viele Kriminalromane verflechten beide Aspekte, doch der Tathergang ist im Allgemeinen von größerer Bedeutung als der Tatort. Nicht einmal Thomas de Quincey überlässt dem Tatort in „Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet“ irgendeine Bedeutung. Ausschließlich die eigentliche Tat ist interessant und diese auch nur, wenn dem Opfer die Kehle durchschnitten wurde, ob real oder nicht. Die meisten literarischen Fälle nun haben innerhäusliche Tatorte oder finden in der freien Natur statt. Nur in einigen wenigen Fällen kommt auch dem Garten eine Rolle zu.
© Klaudia Zotzmann