Mord im Garten – Teil V

Gottesacker

Da ich den Aufsatz im Rahmen eines Seminars zum Thema „Garten“ schrieb, kam die Sprache auch auf den sogenannten Gottesacker, der im weitesten Sinne ja auch als Garten zu fassen ist; war er doch im Mittelalter ein kleiner Garten Eden mit Obstbäumen auf den Grabstätten. Bei meinen Recherchen zu Mord und Garten stieß ich auch auf eine besondere Art von Gottesacker, die so genannten Body Farms, die ich wenigstens kurz erwähnen möchte.

Die erste Bodyfarm wurde 1971 von dem forensischen Anthropologen William M. Bass eingerichtet. Das bewaldete Gelände gehört zur University of Tennessee und liegt einige Meilen vom Campus der Universität in Knoxville entfernt. Die „Anthropological Research Facility“ darf nur von Wissenschaftlern, in erster Linie Anthropologen und Kriminologen, sowie freiwilligen Körperspendern betreten werden.

Auf der Body Farm werden unter anderem die Einflüsse von Todesart, Alter, Geschlecht, Witterung oder Leichenlagerung auf die Verwesungsgeschwindigkeit untersucht. Der Verwesungsprozess wird dazu dokumentiert, in regelmäßigen Abständen werden mehrfach täglich Digitalaufnahmen gemacht, gleichzeitig werden Umweltbedingungen wie Lufttemperatur oder Luftfeuchtigkeit, etc. aufgezeichnet. Es befinden sich stets etwa 40 Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien auf dem 12.000 Quadratkilometer großen Gelände und trotz der recht strikten Bedingungen wie „keine ansteckenden Krankheiten“ oder der Übernahme der Transportkosten nur im Umkreis von bis zu 200 Meilen liegen der Body Farm jedes Jahr deutlich mehr Körperspenden vor, als tatsächlich benötigt. Die vollständig verwesten Leichen werden im Rahmen einer einmal jährlich stattfindenden „clean up party“ vom Gelände entfernt und die Skelette werden entsprechend dem letzten Willen des Spenders entweder bestattet oder der „William M. Bass Donated Skeletal Collection“, der weltweit größten Skelettsammlung hinzugefügt.

Bis 2006 war die Body Farm der University of Tennessee das einzige Freiluftlabor weltweit, in welchem Wissenschaftler den Zerfall menschlicher Leichen untersuchen konnten. Vor zwei Jahren wurde dann an der Western Carolina University die zweite Body Farm eingerichtet. Literarische Bearbeitung fand bislang allerdings nur die erste Body Farm; sie wird in verschiedenen Sachbüchern beschrieben, in Romanen erwähnt, es gibt zwei Dokumentarfilme und sie war Drehort zweier populärer Fernsehserien. Der Begründer William M. Bass beschreibt zusammen mit dem Dokumentarfilmer und Autor Jon Jefferson ausführlich und detailgetreu die Entwicklung der Einrichtung und berichtet über spannende Fälle. Sein Buch heißt tatsächlich „Todesacker“; Death’s Acre – Inside the Legendary Forensic Lab – The Body Farm – Where the Dead do Tell Tales. Auch Mary Roach besuchte die Body Farm und widmet dieser ein Kapitel ihres Buches „Stiff – The Courious Lives of Human Cadavers“. Die Autorin Patricia Cornwell schrieb einen ganzen Kriminalroman zur Body Farm; Titel: „Body Farm“.

Wie an einigen Stellen deutlich, braucht es zur Behandlung der Themen ‚Tod‘ und ‚Leichen‘ viel Humor. Von der ‚clean up party‘ zum Buchtitel ‚Stiff‘ glänzt schwarzer Humor in jedem Winkel. Und so möchte ich mit einem Zitat aus Mord im Pfarrhaus schließen:

Gloria Goodfellow: „You can’t just go ‚round killing people just because you don’t approve of them!“
Grace Hawkins: „You know, that’s what my doctors used to say. It was the one point we could never agree on.“

© Klaudia Zotzmann

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert