Selling Direct – Mein eigener Onlineshop, Teil 1
Im englischsprachigen Bereich sind sie schon wieder Jahre voraus. Mit Anfang Corona kam der Direktverkauf von Büchern über eigene Online-Shops der Autor:innen in Mode und mittlerweile ist es ein etabliertes Geschäftsmodell.
Was heißt Direktverkauf / Selling Direct?
Selling direct bedeutet, dass die Autorin einen eigenen Onlineshop für ihre Bücher (und ggf weitere Produkte) betreibt. Das kann ein gemietetes System sein wie Shopify und Co, wo man die eigenen Produkte in deren System eingibt, oder auch auf dem eigenen Server laufen wie beispielsweise mit Shopware.
Mittlerweile geht da ziemlich viel: eBooks, Print-on-Demand-Bücher und auch Print-on-Demand-Merchandise-Artikel. Man kann natürlich auch Printbücher und Merch selbst auf Lager nehmen und verschicken, wenn man das möchte.
Ich will aber auf einen Shop mit minimalem Aufwand hinaus, bei dem andere den Versand übernehmen. Sprich: eBooks und Print-on-Demand Bücher, eventuell Print-on–Demand-Merch wie Shirts oder Tassen.
Warum?
- Weil mehr vom Buchpreis bei der Autorin ankommt, die Zahlung direkt abgewickelt wird und am selben Tag noch auf das Konto der Autorin kommt.
- Weil die Lesenden so die Autorin direkt unterstützen können und selbst beim Buchkauf näher an ihr dran sind. Sprich: Kundenbindung.
Mein eigener eBook-Onlineshop
Für eBooks ist es vergleichsweise einfach, einen eigenen Onlineshop zu betreiben. Seit 2020 habe ich meinen eigenen eBook-Shop auf Basis von Pretix. Das hoste ich nicht selbst, sondern nutze die von den Herstellern gehostete Version.
Man braucht einen Webspace, auf dem die Dateien der Bücher vorgehalten werden und von dem aus das Shop-System die gekauften Dateien ausliefert. Ich habe dafür meine eigene NextCloud in Verwendung.
Als Bezahldienstleister nutze ich Mollie (Niederlande) und PayPal (USA), letzteres aber nur wegen der hohen Nachfrage und weil mehr bei mir ankommt, wenn ich es direkt selbst einbinde, statt auch PayPal von Molly abwickeln zu lassen. Über Mollie kann man noch weitere Bezahlmethoden freigeben, von Kreditkarte über EPS bis GiroPay und noch ein paar mehr. Da ich Bücher über Datenschutz verkaufe, habe ich auch Paysafe-Card freigegeben. Dazu musste ich zwar eine organisatorische Extrarunde mit den Menschen bei Mollie drehen, aber es sind mehrere Menschen jedes Jahr, die das nutzen.
Optionen für einen eigenen Online-Shop
Allerdings kann ich mit meinem Pretix-Shop nicht gut Print-Bücher verkaufen. Ginge sicher auch, aber es gibt Systeme wie Shopware, die dafür gebaut wurden und eine Warenwirtschaft mit eingebaut haben. WooCommerce wäre grundsätzlich eine Option; das ist ein WordPress-Plugin, das eine WordPress-Seite zum Onlineshop ausbaut. Allerdings liegt dann meine Kundendatenbank auch im WordPress und bei allem Vertrauen, das ich in den OpenSource-Kern von WordPress habe, muss ich die Zahlungsdaten und Adressen meiner meine Kund:innen nicht auf meinem eigenen Webspace liegen haben. Oder wenn dann in einer eigenen WP-Installation, weit ab von meiner Webseite, die aus Gründen verschiedene weitere Plugins verwendet – und jedes einzelne davon kann auch angegriffen werden.
Weil mir auf Mastodon Magento als Shop-System vorgeschlagen wurde: Kenne ich, mag ich nicht administrieren müssen. War schon vor über 10 Jahren furchtbar in der Handhabung – zumindest für mich. Außerdem scheint es jetzt zu Adobe zu gehören? Zumindest wurde ich gleich dorthin umgeleitet. Adobe muss für mich jetzt auch nicht sein.
Warum nicht Shopify?
Man könnte ja auch zum Platzhirsch gehen … Ich mache es kurz: Nicht in der EU, auch wenn es für europäische Kund:innen einen Standort im „Datenschutz-Paradies“ (lies es so wie „Steuer-Paradies“) Irland hat. Die Daten meiner Kund:innen werden in ein Drittland exportiert und überhaupt muss das doch auch datenschutzfreundlicher gehen, auch wenn die Datenschutzerklärung und die Terms of Service von Shopify wirklich gut geschrieben sind. Ändert ja nichts am Inhalt.
Zweiter Grund: So günstig ist Shopify nicht. Es gibt zwar einen Starter-Tarif für € 5,- pro Monat, aber der nächst größere kostet dann € 32,- pro Monat und die müssen auch erstmal reinkommen.
Von Shopify & Bookvault „wegarbeiten“
Die britische Selfpublisherin Joanna Penn arbeitet mit Shopify und Bookvault. Shopify macht die Shop-Oberfläche mit Bezahlsystem und Bookvault ist der Print-on-Demand-Dienstleister, an den die Buchbestellung dann per Schnittstelle aus dem Shop raus direkt weitergegeben wird. Die drucken und verschicken dann das Buch an die Person, die es im Shop der Autorin bestellt hat. Die Auslieferung ihrer eBooks macht Joanna via Bookfunnel (statt in meinem Fall via NextCloud).
So hätte ich das auch gerne, aber mit einer lokaleren Druckerei als UK, was der nächstliegende Standort von Bookvault wäre. Die entsprechenden Transportkosten in Geld und CO2 kann man sicher geringer gestalten, wenn man lokaler drucken lässt.
Warum kein Auflagendruck und selbst versenden?
- Druckkosten und möglicher Überschuss (auch schlecht für die CO2-Bilanz)
- Lagerhaltung (hier in der Wohnung oder Lager anmieten?)
- Die Zeit, die ich mit Packen und Wartezeiten bei der Post verbrächte, würde ich gern ins Schreiben neuer Bücher investieren.
- Verpackungs-/Recycling-Gesetze. Ich will mir kein Partnerunternehmen in DE suchen müssen, die dann ihren Stempel draufdrücken wegen der Entsorgung meiner Buch-Umschläge.
Befreundete Menschen mit Shops in Deutschland haben auch schon angeboten, einige meiner Bücher auf Lager zu nehmen und von dort aus zu verschicken, aber der größte Pluspunkt an einem eigenen Buch-Lager wäre ja, dass man die Bücher signieren und eine persönliche Widmung reinschreiben kann. Eine einfache Signatur geht, wenn ich die in das Lager anderer Menschen gebe, aber persönliche Widmung wird so nichts. Und dann kann ich auch gleich PoD machen, das ist allemal stressfreier.
Problemstellung: Einen europäischen PoD-Anbieter mit API finden …
Meine erste Frage an Tredition, ob sie eine Schnittstelle (API) für die Anbindung an meinen eigenen Shop zur Verfügung stellen könnten, schrieb ich am 4.12.2022. Als Antwort bekam ich:
Das ist leider über eine API nicht möglich. Du kannst es leider nur per Link verknüpfen, indem du den Shop Link direkt auf deine Seite setzt.
Tredition-Support
Danke, so weit bin ich seit Jahren, dass ich Direktlinks zu den verschiedenen Shops direkt auf meine Buchdetailseite (Beispiel) setze.
Wie finde ich nun einen PoD-Anbieter, der druckt und verschickt und willens ist, mir als Autorin ein bisschen mehr vom Gewinn abzutreten, wenn ich Bücher über meinen eigenen Shop verkaufe?
Meine zweite Anfrage an Tredition ist am 4.11.2023 rausgegangen. Und jetzt wird es spannend, ob ich meinen Shop mit Tredition betreiben kann, oder ob ich Bookvault anbinde.
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